Alex-Rückkehr nach dem großen Südamerikatörn

Seit 25. September 2005 war sie unterwegs: die Alexander von Humboldt, die berühmte deutsche Bark mit den grünen Segeln. Nach 260 Tagen und 20.000 Seemeilen, die die Alex rund um Südamerika geführt haben, kehrte die 100 Jahre alte grüne Lady am 11. Juni 2006 wieder in ihre Heimatstadt Bremerhaven zurück. Nachdem ich die Ehre hatte, das Sahnehäubchen unter den 15 Teiletappen mitfahren zu dürfen, nämlich die Reise von Ushuaia (Feuerland), rund um Kap Horn, nach Valparaiso, war es natürlich Ehrensache zu ihrer Begrüßung nach Bremerhaven zu reisen.

10. Juni 2006

Am Samstag-Vormittag brach ich auf um mit S-Bahn, ICE und Regional-Express gegen 17:30 Bremerhaven zu erreichen. Schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Hotel Kernchen traf ich die ersten bekannten Gesichter. Gerhard Grubski, der gerade von einem Sicherheitsseminar für Alexianer gekommen war, lief mir in der Fußgängerzone über den Weg. Und 2 Minuten später trafen wir in einem Straßencafe Heiner Lotz und seine Frau.

Nun, etwas frisch machen, und schon ging's los Richtung Altes Kraftwerk. Dort sollte eine große Crewparty steigen. Vorbei am DSST-Büro und der Großbildleinwand wo gerade die Fußball-Weltmeisterschaftspartie Trinidad/Tobago gegen Schweden übertragen wurde, hatten wir noch 10 Minuten über den Deich zu laufen bis zum Ort des Geschehens. Ein schönes altes Gebäude, das sich zum Großteil noch im originalen Zustand befindet. Ideal geeignet für die geplante Fete.

Und immer mehr Alexfreunde trudelten ein. 300 Gäste hatten sich angekündigt. Gottseidank hatten wir ein Superwetter, so dass sich viele auch bei Frischluft vor dem Eingang aufhalten konnten. Und überall gab es was zu Ratschen. Cordula aus Schorndorf war da, Mascha aus Stuttgart mit ihrem Jens, Regina, die Münchner Alex-Gang Flo, Susi, Gaby und Martin, die Mädels aus dem DSST-Büro und natürlich viele Mitfahrer des Kap-Horn-Törns: Steuermann Christian, Toppsi Andreas, der Doc Edgar, das Smut-Team Uwe und Ute, Elke, Olaf, Steuermann Schorsch, die Trainees Fietje (mit frischem Kap-Horn-Tatoo und seiner angetrauten Conny), Gerhard, Heiner (nebst Frau), Jochen (mit Frau), Horst (mit Sohn) und viele mehr.

Gegen 21:00 Uhr dann die offizielle Begrüßung durch Christian Sedelmaier. Etwa zeitgleich mit Beginn der Mucke (Alexianer Icke machte mit seiner Band eine mordsmäßige Stimmung) begann der Freibierausschank. Das hat sich Becks dann doch nicht nehmen lassen. Die kostenfreien Vorräte waren nach ca. 3 Stunden erschöpft, so dass wieder auf die regulären Bestände zurückgegriffen werden musste. Zu weiter vorgerrückter Stunde wurde dann auf Disco umgeschaltet. Das alte Kraftwerk wurde des öfteren in seinen Grundfesten erschüttert. Selbstverständlich durften auch Polonaisen und Alex-Klassiker wie "Ein kleiner Mann wollte tanzen gehen" nicht fehlen. Ein Klasse-Abend, den ich leider gegen 2 Uhr in der Früh abbrechen musste. Für 6:45 Uhr hatte ich schon den Wecker gestellt.

11. Juni 2006

Nach einem hastigen Frühstück fuhren Gerhard (der im selben Hotel wohnte) und ich mit dem Taxi zum Fischereihafen, wo wir mit der Lale Andersen der Alex entgegenfahren wollten. Fast pünktlich legten wir ab. In der nächsten Schleuse wollte ich zunächst meinen Augen nicht trauen als ich mir die Leutchen auf der hinter uns einfahrenden Segelyacht anschaute. Neben Edgar stand da auch mein Kap-Horn-Steuermann Werner an Oberdeck. Unterwegs waren etliche Traditionsschiffe (allein die DSST hatte 7 Schiffe gechartert), ferner auch die Hansekogge Ubena von Bremen, ein Feuerlöschboot und ein DGzRS-Schiff.

Nach einigen Meilen weserabwärts tauchte sie dann am Horizont auf: die Alex. Am Abend zuvor lag sie noch in Helgoland auf Reede. Begleitet wurde sie von der Großherzogin Elisabeth (liebevoll auch Lissy genannt). Ein tolles Gefühl. Jetzt war sie immer klarer zu erkennen. Alle an Bord versuchten jetzt möglichst den besten Platz an Deck zu ergattern. Je näher wir der Alex kamen, desto besser konnten wir schon ihren schönen Schmuck sehen. Über alle Toppen geflaggt und mit den Flaggen aller besuchten Länder dieses Mammuttörns am Großmast, war sie schön anzuschauen - auch wenn die lange Reise am Schiffsrumpf schon ihre deutlichen Spuren hinterlassen hat. Jede Crew hatte zwar fleißig gepönt während ihrer Teiletappen, alles kann man auf See aber doch nicht machen. Auch auf der Alex selbst war alles an Deck was Beine hatte.

Die Weser hallte wider von zahlreichen Typhon-Klängen. Die Alex antwortete immer brav mit ihrer sonoren Seekuh. Die Freude war groß auf beiden Seiten bei der Fahrt Seite an Seite. Auf den einzelnen Konvoischiffen wurde die Alex u.a. mit dem traditionellen 7-3-1 begrüßt. Vorbei am Containerhafen näherten wir uns immer mehr der Kaiserschleuse. Selbst die vielbeschäftigten Containerschiffbesatzungen ließen es sich nicht nehmen ihre Typhons anzuschmeißen. Je näher wir kamen, desto mehr Menschen waren auf den Deichen zu sehen. Das Feuerlöschboot pumpte heftigst das ganze Weserwasser durch alle Rohre in den strahlend blauen Himmel. Auch das DGzRS-Boot bemühte sich redlich ordentlich zu spritzen.

Kurz vor Erreichen der Kaiserschleuse setzte die Alex dann noch die Fock- und Großsegel. Ein bisschen nach was sollte es ja dann doch ausschauen. Während wir an die Seebäderkaje gingen, fuhr die Alex in die Schleuse. 10 Minuten später konnten wir sie dann an der Pier beim Festmachen unterstützen. Um 13:00 Uhr endete die längste Reise, die die Alex je unternommen hatte. Aber zu einem hundertjährigen Geburtstag kann man auch schon mal etwas Besonderes machen. Kurz noch mal die einzelnen Stationen: Bremerhaven, St. Malo, Lissabon, Las Palmas, Sal/Kapverden, Rio de Janeiro, Buenos Aires, Ushuaia, Kap Horn, Valparaiso, Callao/Peru, Balboa/Panama, Havanna/Kuba, Hamilton/Bermudas, Ponta Delgada/Azoren, St. Malo, Bremerhaven.

Die Feierlichkeiten waren damit natürlich keineswegs beendet. Eine Ansprache des Oberbürgermeisters, viel Musik auf der Bühne (Shanty-Chöre und sonstige Gruppen), eine Oldtimerschau, eine Kap-Horn-Bilderschau mit Bildern von Gamba und Fede - um nur einige Programmpunkte zu nennen. Für die nächsten 3 Tage stand ja auch noch einiges auf der Tagesordnung.

Neben den meisten Teilnehmern vom Vorabend kamen jetzt noch weitere Alexfahrer (Kap-Horn-Kapitän Uli, Lothar Liebig, Chief Jan, Uwe, Elmar u.s.w.) sowie zahlreiche Besucher aus Bremerhaven und Umgebung. Kirsten, die schon beim Ushuaia-Valparaiso-Törn dabei war, hatte auch die letzte Teiletappe von St. Malo nach Bremerhaven mitgemacht. Es war noch ein sehr schöner Nachmittag. Zighunderte von grünen Ballons stiegen in den Himmel und die Alex öffnete die Gangway zum open ship.

Den Abend habe ich dann noch gemütlich im "Mex" am Theaterplatz ausklingen lassen (die haben da übrigens ein ganz ausgezeichnetes Chili con carne) um am nächsten Morgen wieder in bayerische Gefilde nach Gilching aufzubrechen.

Eckhardt Jahn

Zurück zu Reiseberichte