„Mit der SEDOV von Rostock nach Portsmouth"
 
  Ein 
    Reisebericht von Manfred Hoppe aus Döbern
    (Seite 3 von 4)
  19. 
    August 2001
  
    Ein Tag des Abschiednehmens 
    ist dieser 19.8. Unsere dufte Truppe strebt den englischen Flugplätzen zu. 
    Jeder hatte auf seine Weise die Anfahrt organisiert. 2 Nachzüglern, die nicht 
    rechtzeitig ein Zertifikat bekamen, kann ich noch schnell helfen. Jeder verabschiedet 
    sich herzlich von mir, mancher dankt noch einmal und wünscht weiter gute Fahrt. 
    Draußen weht starker Wind mit leichtem Regen. Trotzdem kommen immer noch Schiffsbesucher 
    an Bord, die genau so unermüdlich von den Kadetten umsorgt werden, wie an 
    den vorherigen Tagen. Zusätzlich zu den zahlreichen Souvenirständen steht 
    am Ruderstand noch die Spendenkiste mit der englischen Aufschrift „Helfen 
    Sie mit, dass dieses Schiff noch lange segelt!“
  
    Ich bleibe an Bord, denn 
    die Stadt habe ich gesehen und wer will schon nass werden. Nachmittags kommen 
    5 englische Trainees und Winfried aus Sachsen an Bord. Winfried steht erst 
    mal mit 6 Reisen auf der SEDOV, als alter Hase, genauso bescheiden und unschlüssig 
    an der Gangway wie die anderen Mitsegler. Ich sehe das und gehe auf die Leute 
    zu, um auch ihnen an Bord zu helfen. Ich stelle mir die Frage: Sind zahlende 
    Besucher in Massen wichtiger als mitreisende Trainees, die aber auch zahlen? 
    Lindsay Cole, ein gebürtiger Australier, ist sehr wissbegierig und lebhaft. 
    Er ist mir sofort besonders symphatisch und ich führe ihn und auch Bert, unseren 
    Ältesten, mit seinem Enkel herum. Winfried ist mit der Bahn unter dem Kanal 
    hindurch gekommen, er hat als deutscher Eisenbahner überall freie Fahrt, sehr 
    vorteilhaft. Er spielt Mundharmonika wie ich und wir üben abends gleich im 
    Leninraum ob es klappt. Er passt sich gut an und es kann sich hören lassen. 
    Das geht gut, bis unsere jugoslawischen Austauschkadetten und die 2 französischen 
    Trainees die Musikanlage anwerfen. Mit den Engländern ergibt sich ein anregendes 
    Gespräch. Eine neue Getränkeliste und den Getränkelastschlüssel habe ich von 
    Dima beschafft, also haben alle auch zu trinken. Um 23:00 Uhr verabschiede 
    ich mich zum Bedauern aller. Zu müde! Ach so, auch unser Fernsehteam geht 
    von Bord. Besonders Ute von der Lieth als Chefin verabschiedet sich herzlich 
    von mir und verspricht mir, das geschnittene Video zu schicken als Dank für 
    meine Hilfe. Ich bin zufrieden und wünsche gutes Gelingen mit Kabel 1 „K1, 
    die Reportage“.
    20. August 2001
  
    Um 14:00 Uhr soll die „SEDOV“ 
    in See gehen, Kurs Portsmouth! Das heißt, 13:00 Uhr keiner mehr von Bord. 
    Unser letzter Trainee, Markus, verabschiedet sich. Das Schiff hat kaum noch 
    Besucher und wird seeklar gemacht. Die englischen Freunde fragen um 10:00 
    Uhr bescheiden nach „Teatime“. Also besorge ich Kaffee, Tee und Schlüssel 
    vom Leninraum von Dimitri Rajew, der wie immer sofort hilft. Dabei bittet 
    mich Dima, mich wieder um die neuen Trainees zu kümmern, kommt aber runter 
    in den Leninraum, um auf Englisch eine längere Bordeinführung zu geben. Ich 
    wollte eigentlich in diesen Tagen nach Portsmouth etwas kürzer treten, 
    aber daraus wird also wieder nichts.
  
    Um 14.00 Uhr kommen die 
    altbekannten beiden Schlepper. Der Kopfschlepper ist ein bulliger Veteran, 
    der ganz andere Schiffsgrößen bewegen könnte, als unsere SEDOV es ist. Die 
    Pier ist wieder voller Menschen, die uns winkend verabschieden. Wie ich soeben 
    im Gespräch feststellte, ist unter den neuen englischen Trainees auch ein 
    91jähriger ehemaliger Kapitän an Bord, der in jungen Jahren auf der „Parma“, 
    einem der sogenannten „Flying-P-Liner“ der Reederei Laisz, gefahren ist. Einer 
    seiner älteren Enkel ist mit dabei und umsorgt den alten Herrn sehr liebevoll. 
    An der Pier stehen mehrere Töchter von ihm und winken heftig zum Abschied 
    herüber. Unser australischer Gentleman, Lindsay Cole, eine englische Marinekrankenschwester 
    und ein Ire sind weiterhin neu an Bord. So sind wir insgesamt 9 Trainees mit 
    Winfried und Alwin aus Nottingham, der mit mir von der vorherigen Gruppe an 
    Bord blieb. Es ist Flut und im Themsestrom werden bald nur die Rahen zum Wind 
    besser umgebrasst. Segel werden wir bei den schwachen Gegenwinden und bei 
    diesem dichten Schiffsverkehr wohl vorerst keine sehen. Also befasse ich mich 
    mit seemännischer Fachliteratur, um für Igor Jewdokimow und Oleg Titjewitsch 
    mein Anliegen vorzubereiten zur russischen Kommandoversion einer Wende und 
    Halse fürs Internet. Sie wollten mir ja dabei helfen. Leider sind beide um 
    21:00 Uhr schon im Bett nach ihrem langen Tag. Also wird es vermutlich erst 
    Morgen was.
    
    Ich gehe zu Winfried in den Leninraum zum Mundharmonikaduett. Es klappt ganz 
    gut, weil er sich eben schnell anpassen kann. Den Anderen scheint es auch 
    zu gefallen und so spielen wir mein gesamtes Repertoire runter. Was war sonst 
    los an diesem Tag? Die Stammcrew hat weiter mit den Kadetten fleißig an Bord 
    kalfatert, gemalt und gespleißt. Ich habe in dieser Zeit Segeleinweisung 
    mit unseren neuen Trainees gemacht, die Belegbänke erklärt und Thoralfs Segelmodell 
    wieder erfolgreich eingesetzt. Besonders Lindsay, unser australischer Freund, 
    der eigentlich in England lebt, ist sehr interessiert und fragt sehr viel 
    nach. Manchmal ist dann mein englischer Wortschatz zu Ende. Besonders dann 
    möchte ich mich nicht selbst englisch sprechen hören. Es muss grausam sein. 
    Komischerweise werde ich augenscheinlich aber letztendlich verstanden. Alle 
    sind sehr aufgeschlossen und dankbar und es stellt sich heraus, dass unser 
    alter Herr am Ende seiner Laufbahn auch auf der „Cutty Sark“ als „Museumskapitän“ 
    gearbeitet hat. So haben wir ein unerschöpfliches Thema, weil ich von diesem 
    Schiff noch ganz frisch begeistert bin. Auch die alte Segelschifffahrt wird 
    erörtert und Bert, so heißt der alte Sailor, erzählt aus seiner früheren 
    Fahrenszeit, die so gar nicht romantisch war. Seine Enkel und Töchter schenkten 
    ihm diese Kurzreise auf der SEDOV zum Geburtstag. „To remember, Manfred“, 
    wie er dazu meint. In der Koje befasse ich mich jetzt verstärkt mit meinen 
    Londonplänen im Detail: Was habe ich schon gesehen und was ist noch machbar 
    in meinen geplanten 2,5 Tagen? So habe ich es immer gehalten und mich vorher 
    auf jede neue Stadt richtig eingeschossen, damit man recht viel aus seiner 
    Zeit machen kann. Alles klappt sowieso nicht.
  
21. August 
    2001 
  
    Wir sind die ganze Nacht 
    unter Motor gelaufen, den wir kaum noch hören beim Schlafen und liegen schon 
    vor Portsmouth. Lindsay hat ein GPS-Gerät und eine gute Kanalkarte aus seiner 
    Seglerpraxis. Damit bestimmen wir unsere Position und alle diskutieren mit. 
    Jetzt, 60 Seemeilen vor dem Zielhafen, wird das Flaggensignal „Ich treibe 
    ohne Antrieb“ gesetzt und bei gutem Sonnenwetter überall wieder emsig gearbeitet. 
    Bert, unser Senior, hat etwas gegen liederliche, verknotete Leinenenden ohne 
    Takeling oder Rückspleiß. Das macht er mir klar und bittet um Takelgarn, Segelnadel 
    und Segelmacherhandschuh. Also laufe ich zu Igor in die Segellast und spreche 
    mit dem Segelmacher über Berts  Anliegen. 
    „Was“, meint Igor, „ein 90jähriger britischer Seemann ist an Bord? Und er 
    will helfen?“ Ich bekomme alles und organisiere noch schnell einen Segellastbesuch, 
    denn gerade wird dort ein altes Focksegel repariert. Schnell gehe ich mit 
    dem Nähmaterial an Deck. Nun wird Bert umlagert von uns und einigen Kadetten, 
    weil er fachgerecht seinen Takeling auf die Tampenenden der Leinen näht. Er 
    hat sichtlich Freude, dass er den Jungen noch was zeigen kann.  
    
   
    Die englische Miss erzählt 
    mir, sie sei eine „Nurse“, also eine Krankenschwester, und interessiere sich 
    sehr für das Hospital an Bord. Also spreche ich den Doktor an, der mir später 
    über den Weg läuft. Gern zeigt er uns sein Reich. Leider kann er kaum Englisch, 
    also muss ich vermitteln über Russisch zum Englisch, was die Krankenschwester 
    wissen will, so gut es eben geht. Zum Schluss muss ich noch als Versuchskaninchen 
    zum Blutdruckmessen herhalten, denn russische Instrumente haben es der Dame 
    besonders angetan. Die anderen Neuen möchten ins Rigg hinauf. Also wieder 
    in altbekannter Weise Sergei Mischinjow engagieren. Natürlich ist es möglich 
    und alle haben ihr erstes größeres Erlebnis. Mit roten Köpfen stehen sie später 
    wieder glücklich an Deck. Ich mache in dieser Zeit lieber einige gute Arbeitsfotos 
    von den laufenden Decksarbeiten. Wo sonst sieht man in der heutigen Zeit solch 
    altes Seemannshandwerk noch? Einige Porträts entstehen so nebenbei auch. Es 
    wird ein herrlicher Abend mit einem knalligen Sonnenuntergang und lauer Luft. 
    Niemand möchte so schnell unter Deck gehen. Dima Rajew hat plötzlich die Eingebung, 
    eine Brückenführung zu machen. Ich trommle alle zusammen und gehe in dieser 
    Zeit nach Achtern, einige Makrelen angeln, die gut beißen. Die Leute sind 
    wie im Rausch. Fisch auf Fisch klatscht aufs Deck. Bald wird es wieder nach 
    Fischsuppe riechen, das kenne ich von der Reede Lissabon von einer vergangenen 
    Fahrt zur Genüge. „Willst du mitessen, Brüderchen?“, so hieß es damals immerzu. 
    In der Dunkelheit geht das Angeln mit Taschenlampen weiter in einer mir neuen 
    Weise. Es wird kurz die Pose beleuchtet, dann Licht aus und die Fische beißen 
    weiter, es ist nicht zu fassen. Bloß nicht drauftreten und ausrutschen auf 
    den glitschigen Dingern, die im Dunkeln überall herum liegen. Jetzt besuche 
    ich noch Fock-Bootsmann Oleg, kurz vor seinem abendlichen Saunagang und mit 
    einigen kleinen Geschenken verspricht er mir, bei den russischen Kommandos 
    zu Wende und Halse Igor zu helfen. Nun wird es endlich klappen auch dieses 
    Vorhaben umzusetzen. Wieder ist ein bunter, erfreulicher Tag vergangen. Was 
    bringt der Morgige? 
    
    
    
     22. August 2001
  
    Heute scheint es schön 
    zu werden. Bald nach dem Frühstück klopfen wieder die Kalfatereisen ihr Stakkato. 
    Überall stehen Farbtöpfe, Öle, Fette und Werkzeug herum. Also aufpassen, wo 
    hingetreten wird. Außenbords sitzen oder stehen die Jungen beim Bordwandmalen 
    wieder auf abenteuerlichen Bootsmannsstühlen, aber es ist ja kein gefährlicher 
    Wellengang. Mancher Tropfen weiße Farbe schwimmt trotzdem um das Schiff auf 
    und davon. Sie haben eine eigentümliche russische Technik beim Malen mit nur 
    wenig Farbe in einer Schale aus einem alten Plastikkanister geschnitten. Dort 
    rollen sie die Stielrolle ohne Abstreifgitter ab. So geht wenig Farbe in Verlust, 
    wenn etwas runter fällt und schnell geht es auch. Die Segel hängen provisorisch 
    in dieser ganzen Zeit nur liederlich gerefft unter den Rahen. Sicher sehen 
    wir aus wie ein großes Piratenschiff mit unserem Gewimmel an Deck, wie vor 
    einem Gefecht in alten Zeiten. 4 Großsegler werden ausgemacht, die Portsmouth 
    zustreben. Ferngläser her, aber sie sind zu weit weg. Lindsay deutet an, dass 
    uns bei dem Festival viel erwarten kann, z.B. 100 Jahre „Americas-Cup“ und 
    anderes mehr. Abends sitze ich bei Igor in der Kammer, wieder bei einem guten 
    Zigarrchen. Er schreibt mir endlich die russischen Wendekommandos auf. Nein, 
    er möchte es bis morgen noch mit Oleg überarbeiten, denn fürs Internet soll 
    alles stimmen. Wir erzählen noch und zeigen Fotos. Plötzlich holt er einen 
    seiner kleinen, selbst genähten Seesäcke hervor und bittet mich, diesen für 
    ihn bei unseren Trainees zu verkaufen. Beim Abendbrot zeige ich das allen, 
    aber zuerst gibt es kein Interesse. Also stelle ich den Sack einfach allen 
    vor die Nase. Und siehe da, nach dem Essen gibt es plötzlich Interessenten. 
    Lindsay will sogar noch einen größeren Sack nachbestellen. Also mit ihm wieder 
    runter in die Kammer zu Igor. Die Maße werden diskutiert, Sonderwünsche geäußert 
    und die Partner sind zufrieden. So, das war’s für heute. Jetzt schnell Duschen, 
    bevor die anderen kommen, denn dann gibt es Gedränge.
  23. August 
    2001 
  
    Es ist etwas diesig heute 
    und wir gehen zu 84 Glasen um 8.00 Uhr „Motor an“ Kurs Portsmouth. Die großen 
    Einfahrtbarken sind jetzt klar zu sehen und im Seekanal nimmt der Schiffsverkehr 
    sprunghaft zu. Bald kommt der englische Lotse mit seinem Pilotboot angerauscht, 
    das geht alles blitzschnell. Jetzt passieren uns große Fähren immer öfter, 
    kleine und große Segler kommen dicht auf, gegenseitiges Bestaunen, aber das 
    scheint nur so, denn alles geht seemännisch klar geregelt vonstatten. Beim 
    Passieren von Kriegsschiffen kommt es zum Flaggengruß. Alexander Konstantinowitsch 
    ist schon mit seinen älteren Kadetten am Ruder beim Wirbeln, damit die Lotsenrevierfahrt 
    klappt, als endlich das Segelmanöver zum sorgfältigen Aufbinden unserer liederlichen 
    Segel kommt, denn so können wir nicht einlaufen. Der Hafen schält sich nun 
    aus dem leichten Dunst. Donnerwetter, ist das ein Reedeleben, Boote und Schiffe 
    aller Art auf Gegenkursen, dazwischen Navyspeedboote. Auch große Kriegsschiffe 
    an Hafentonnen festgemacht, sehe ich. Unsere britische Marinekrankenschwester 
    nimmt beim Passieren von Kriegsschiffen immer breitbeinig stramme Haltung 
    an und grüßt mit der Hand ihre Berufskollegen. Dann geht es Schlag auf Schlag. 
    Ein Mastenwald wird langsam mit dem Auge entwirrt. „Warrior“ , 
    „Victory“, „Cuauhtemoc“ und viele andere werden klar geortet. Ich freue mich 
    bei jedem Schiff. Daneben liegen große Kriegsschiffe im Päckchen und weiter 
    hinten steht immer noch Mast an Mast. Was liegt hier noch?
, 
    „Victory“, „Cuauhtemoc“ und viele andere werden klar geortet. Ich freue mich 
    bei jedem Schiff. Daneben liegen große Kriegsschiffe im Päckchen und weiter 
    hinten steht immer noch Mast an Mast. Was liegt hier noch?  Ist 
    die ganze Welt zu Gast? Ich erkenne die italienische Kriegsmarine wegen der 
    großen Flagge mit einem schwarzen Schiff. Nein, es ist wieder nicht die „Amerigo 
    Verspucci“, die ich gerne einmal gesehen hätte. Es ist die „Palinuro“, ihre 
    kleinere Schwester. Die Omani’s haben ihre „Shabab Oman“ geschickt und zu 
    meiner Freude ist auch der Stolz der Brasilianer, die nagelneue „Cisne Branco“, 
    klar zu erkennen. Flugzeugträger und andere große Pötte der grauen Kriegerflotte 
    der NATO-Staaten liegen hinten in den Docks im vollen Flaggenschmuck. Ich 
    fotografiere wie wild. Wo soll man zuerst hinsehen? Es kommt Motiv um Motiv 
    in Sicht. Wir gleiten vorbei in ein Flutdock mit einem Tor vorn und hinten, 
    um den Wasserstand zu halten. Gegenüber liegt „Cisne Branco“ in ihrer schneeweißen 
    Pracht, etwas kleiner als wir. Schmucke Uniformen haben die Brasilianos drüben,
Ist 
    die ganze Welt zu Gast? Ich erkenne die italienische Kriegsmarine wegen der 
    großen Flagge mit einem schwarzen Schiff. Nein, es ist wieder nicht die „Amerigo 
    Verspucci“, die ich gerne einmal gesehen hätte. Es ist die „Palinuro“, ihre 
    kleinere Schwester. Die Omani’s haben ihre „Shabab Oman“ geschickt und zu 
    meiner Freude ist auch der Stolz der Brasilianer, die nagelneue „Cisne Branco“, 
    klar zu erkennen. Flugzeugträger und andere große Pötte der grauen Kriegerflotte 
    der NATO-Staaten liegen hinten in den Docks im vollen Flaggenschmuck. Ich 
    fotografiere wie wild. Wo soll man zuerst hinsehen? Es kommt Motiv um Motiv 
    in Sicht. Wir gleiten vorbei in ein Flutdock mit einem Tor vorn und hinten, 
    um den Wasserstand zu halten. Gegenüber liegt „Cisne Branco“ in ihrer schneeweißen 
    Pracht, etwas kleiner als wir. Schmucke Uniformen haben die Brasilianos drüben, 
     mit 
    kurzen Säbeln. Wir bekommen eine provisorische Gangway, dürfen aber nicht 
    von Bord. Alle rätseln, was ist los? Dann, um 16:00 Uhr endlich wird es klar: 
    Wir werden weiter verholt und nach uns schiebt sich sofort ein riesiger spanischer 
    Kreuzer auf unseren Platz.
mit 
    kurzen Säbeln. Wir bekommen eine provisorische Gangway, dürfen aber nicht 
    von Bord. Alle rätseln, was ist los? Dann, um 16:00 Uhr endlich wird es klar: 
    Wir werden weiter verholt und nach uns schiebt sich sofort ein riesiger spanischer 
    Kreuzer auf unseren Platz.
    Vor uns hat sich das Hafentor geöffnet und ein kleiner Schlepper zieht uns 
    quer durch den Kriegshafen. In dessen Mitte schwimmt eine große Holzplattform, 
    wo gerade ein Hubschrauberangriff für Morgen geprobt wird. Kämpfer seilen 
    sich ab, es knattert und qualmt. Ringsum liegen drohend viele Kriegsschiffe. 
    Dazwischen sind große Sitztribünen in vielen Farben aufgebaut. Aus den Flaggen 
    ersehe ich, dass alle NATO-Staaten mindestens ein großes Kriegsschiff entsandt 
    haben. Die Schiffe sind mit viel Arbeit in Bestzustand gebracht worden, stehen 
    gut in Farbe und Messing- und Chromteile blitzen in der Sonne. Wir liegen 
    bald in einem neuen Hafenbecken nur für uns allein, genau gegenüber einem 
    der drei großen Hafeneingänge, dem „Unicorngate“, wie es hier heißt. Das ist 
    gut für unser Schiff, denn einer der 3 Besucherströme soll gleich auf das 
    größte Segelschiff der Welt treffen, wie der Hafenlautsprecher mehrfach erläutert. 
    Kaum sind wir fest, als ein Hafenkran 2 überlange englische Gangways einfach 
    auf die Bordwand hebt. Eine ist für „Up“ und eine ist für „Down“ gedacht. 
    Eine gute Lösung, alle Segler haben solch Privileg nicht. Dort staut sich 
    der Besucherandrang oft an ihrer einen Gangway, wie die späteren Tage zeigen. 
    
    2 englische Trainees wollen uns verlassen, also organisiere ich schnell das 
    Bezahlen der Getränke aus den Leninraumzeiten. Good bye! An Deck fotografiere 
    ich jetzt Alla, unsere Bäckerin und Ljuba, unsere Stewardess aus der Kadettenkantine, 
    in der auch wir essen. Wir möchten endlich von Bord und den Hafen erkunden. 
    Die drei Damen aus der Lehrerschaft des Schiffes flanieren schon in voller 
    Ausgehgala an Deck umher. Alle sind etwas schiffsmüde, wollen an Land, aber 
    der Zoll hält uns noch auf. Endlich wird die Down-Gangway freigegeben: "Yes 
    it’s possible now!" Ich habe bemerkt, dass die Leute im Hafen unten einen 
    bunten Festivalumhänger am Hals tragen. Auch bei uns an Bord steht untätig 
    ein solcher britischer „Offizieller“ herum, den ich daraufhin anspreche. Siehe 
    da, er ist sogar des Russischen mächtig und extra vom Festivalbüro an Bord 
    geschickt worden, um unter anderem solche Fragen zu klären. Bisher hatte er 
    leider keinen Ansprechpartner an Bord gefunden und ist bei der ganzen Decksarbeit 
    etwas untergegangen. Nun ist er mir dankbar, dass ich ihn den Offizieren zuleite. 
    Er möchte die Crewlist und will für Festivalplaketten sorgen, die es dann 
    für uns im Crewcenter geben soll. Ich trage mich noch schnell in die Crewlist 
    ein, weil ich das verschlafen hatte. Ob wir diese Dinger auch als Trainees 
    bekommen, steht in den Sternen. Also abwarten! Wichtig scheinen sie zu sein. 
    
    Als wir jetzt mit Lindsay zum ersten Hafenrundgang losgehen, begegnet uns 
    Sergei Mischinjow schon mit Plakette um den Hals und einem Mädchen an der 
    Hand. Wie hat er das alles so schnell gemacht, fragt man sich? Also, wo ist 
    dieses Crewcenter? Wir finden es in der Abendsonne. Dort hat man unsere Liste 
    bereits und alles geht höflich und reibungslos. Der Hafen ist riesig und verwirrend 
    durch die vielen kleinen Becken mit ihren Toren, die gleichzeitig die Brücken 
    darstellen. Wir orientieren uns immer an den großen Masten, die alles überragen. 
    Es ist 23:00 Uhr und der Durst wird größer, also zurück zum Crewcenter, wo 
    Lindsay das erste Guinnes spendiert. Ein schottischer Spielmann musiziert, 
    es ist rammelvoll und alle möglichen Dialekte schwirren durch den Raum. Morgen 
    soll das Festival offiziell um 10:00 Uhr eröffnet werden, bekomme ich mit. 
    Ich will noch Geld tauschen in dieser Nacht. „Bankmachine“ heißt der Wechselautomat 
    hier und Lindsay kennt einen von früher her im Hafen. Er wird auch gefunden 
    und mit kleinen Hindernissen benutzt. Jetzt geht es langsam zurück. Die Schiffe 
    sind meist hell erleuchtet, es ist einfach herrlich. Es weht ein warmes Lüftchen 
    und es gibt noch keine Besuchermassen.
Plötzlich treffen wir auf einem riesigen 
    Platz auf die reizvoll angeleuchtete „Victory“ in ihrem Trockendock. Wir sind 
    beide begeistert. „Ja, das ist es wert, Manfred“ meint Lindsay. Wir beide 
    scheinen überhaupt immer mehr auf einer Welle zu liegen, was die Seefahrt 
    und anderes anbetrifft. Wir laufen noch vor zur „Cuauhtemoc“, die schon Rahenbeleuchtung 
    angelegt hat.  Hier 
    ist überall Musik, eine Bordparty steigt gerade. Wir treffen Alwin, dem schon 
    die Füße nicht mehr so wollen. Wie viel Kilometer waren das heute Abend schon 
    in diesem großen Hafen? Und sieh mal da, die russische „Shtandard“
Hier 
    ist überall Musik, eine Bordparty steigt gerade. Wir treffen Alwin, dem schon 
    die Füße nicht mehr so wollen. Wie viel Kilometer waren das heute Abend schon 
    in diesem großen Hafen? Und sieh mal da, die russische „Shtandard“  in 
    alter Bauweise nach Peter I. und seinen Plänen als Replik nachgebaut. So geht 
    es immerzu. Morgen ist auch noch ein Tag, denn auch meine Füße melden sich, 
    sie sind das lange Laufen nicht mehr gewohnt. Gott sei Dank hat das Schwanken 
    des Hafenbodens nachgelassen. Wir sind wieder echte „Landeier“, Touristen 
    eben, aber gleichzeitig auch „Offizielle“ mit Festivalumhänger, was überall 
    freien Zutritt bedeutet. „RUSSIA-SEDOV“ steht groß zu lesen darauf und man 
    muss nur darauf tippen und alles ist klar, z.B. bei der überall präsenten 
    Hafenpolizei. Um 1:00 Uhr geht es müde in die Koje. Man hat so viel gesehen 
    heute. Schnell noch aufschreiben.
in 
    alter Bauweise nach Peter I. und seinen Plänen als Replik nachgebaut. So geht 
    es immerzu. Morgen ist auch noch ein Tag, denn auch meine Füße melden sich, 
    sie sind das lange Laufen nicht mehr gewohnt. Gott sei Dank hat das Schwanken 
    des Hafenbodens nachgelassen. Wir sind wieder echte „Landeier“, Touristen 
    eben, aber gleichzeitig auch „Offizielle“ mit Festivalumhänger, was überall 
    freien Zutritt bedeutet. „RUSSIA-SEDOV“ steht groß zu lesen darauf und man 
    muss nur darauf tippen und alles ist klar, z.B. bei der überall präsenten 
    Hafenpolizei. Um 1:00 Uhr geht es müde in die Koje. Man hat so viel gesehen 
    heute. Schnell noch aufschreiben. 
     
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